Sprechende Steine

Moderne Steinkunst aus Zimbabwe


  Zimbabwe (ehemals Rhodesien) liegt im südlichen Afrika. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name „ Große Häuser aus Stein“. Der 1980 unabhängig gewordene Staat wurde nach der im 13. Jahrhundert erbauten Stadt „Groß- Zimbabwe“ benannt. In den weitläufigen Landschaften des Hochlandes stehen immer wieder Felsengruppen, die durch ihrer Formgebung oft wie große Gestalten aussehen und nicht selten sogar eine natürliche Anregung für die Bildhauer dieses Landes sind.

  Seit dem 13. Jahrhundert gibt es hier den Nachweis der Kunst: Stein-Skulpturen mit sinnbildlichen Vögeln wurden in den Ruinen von Groß-Zimbabwe gefunden. Das ist jedoch schon alles, was aus einer Zeit mit einer frühen kulturellen Blüte übrig blieb.

  1956 nahm der Künstler und Kunsthistoriker Frank Mc Ewen den Auftrag an, in der Hauptstadt Salisbury ( heute Harare) eine nationale Kunstgalerie aufzubauen. Eigentlich war es seine Aufgabe, die Kunstschätze der westlichen Welt auszustellen und der einheimischen, weißen Bevölkerung näherzubringen. Mc Ewen kam jedoch schon mit dem Entschluß ins Land, die kreativen Fähigkeiten der Bewohner dieses Landes zu fördern. 1957 eröffnete er innerhalb der National Galerie eine ungezwungene Werkstattschule. Junge Männer und Frauen, viele gehörten der größten Bevölkerungsgruppe der „Shona“ an, wurden von ihm ermutigt, sich mit Farben, Ton, Holz, Stein, Korbflechterei, Weberei und Perlen zu beschäftigen. Es stellte sich schnell heraus, dass die Steinarbeiten die größte Ausdruckskraft hatten.

  Mc Ewens geschickte und konstruktive Kritik ließ diese jungen Künstler selbst die wichtigsten Kriterien bei dem Erarbeiten von Skulpturen erkennen und in nur wenigen Jahren eine neue Kunst entstehen, die bei Ausstellungen in Europa, Amerika und Australien alllgemeines Staunen und große Anerkennung hervorruft.

  Tom Blomefield und Roy Guthrie trugen entscheidend dazu bei, diese Kunstrichtung weltweit bekannt zu machen. Tom Bomefield verwandelte ab 1965/66 seine Tabakfarm in die Künstlergruppe Tengenege, in der bedeutende Bildhauer wie Josiah Manzi, Bernhard Matemera oder Edward Chiwawa ihren Ursprung haben.

Roy Guthrie eröffnete 1970 die Vorläufergalerie des heutigen Chapungu Sculpture Park. Hier werden Arbeiten der wichtigsten Bildhauer aus Zimbabwe gesammelt und ausgestellt. Außerdem fördert Roy Guthrie dort junge Künstler

 

„ Die größte Schwierigkeit in bezug auf die Förderung lag und liegt auch heute noch darin, den westlichen Betrachter davon zu überzeugen, dass bedeutungsvolle zeitgenössische Kunst nun wieder aus Afrika kommt. Obwohl es bereits anerkannt ist, dass traditionelle afrikanische Arbeiten starken Einfluss auf die meisten großen Künstler der westlichen Welt in diesem Jahrhundert hatten, neigt man dazu, ernsthafte zeitgenössische afrikanische Künstler in die Welt des Kunsthandwerks oder sog. „Airport-Kunst“ abzuschieben. Dies ist eindeutig falsch“, betont Roy Guthrie.

  Inmitten der gesamten Tragödie von Afrika geht von den Skulpturen eine mutige und spirituelle Botschaft aus. Jede Skulptur ist wie ein Botschafter und gilt als Erinnerung an die unterschiedlichen Kulturen, obwohl weltumfassende Themen und Werte dargestellt werden. Die Betrachter aus der westlichen Welt sollten sich dieser kraftvollen neuen Ausdrucksweise und des kreativen Lebenswillens, der von diesem afrikanischen Kontinent ausgeht, bewusst sein. In den kommenden Jahrzehnten können die afrikanischen Künstler sehr wohl das Perimeter der anerkannten künstlerischen Ausdrucksweise erweitern.

 

Zimbabwe hat reiche Vorkommen von Steinen und Mineralien. Serpentin ist die am häufigsten benutzte Steinart für die Bildhauerei. Serpentin entstand vor 3,5 bis 2,6 Mio. Jahren aus vulkanischem Gestein und Sediment. Diese besondere Art wird haupt-sächlich im Great Dyke, einem Gebirgskamm, der sich vom Norden bis in den Süden von Zimbabwe erstreckt, abgebaut. Serpentin ist der Oberbegriff für eine Vielzahl von Steinarten mit sehr unterschiedlichen Farbgestaltungen. Diese kann man noch nicht erkennen, wenn der Stein gebrochen worden ist. Erst nach der Bearbeitung werden die Farben von Schwarz über Braun, Grün bis Rot erkennbar.

Springstone ist eine besondere Form des Serpentins, die besonders hart und schwierig zu bearbeiten ist.

  Es ist ein in Europa weit verbreitetes Vorurteil, dass zimbabwische Bildhauer Speckstein verwenden. Speckstein ist ein sehr weicher Stein, der leicht zu bearbeiten ist. Nur Bildhauer, die neu anfangen zu arbeiten, und sog „bread artists“ benutzen dieses Material. Ein Künstler, der etwas auf sich hält, wird Serpentin bearbeiten.

  Die Künstler gehen unterschiedliche Wege, ihre Steine auszusuchen. Im Grossen und Ganzen kann man aber sagen, dass der Künstler sich von der Form des Rohsteines inspirieren lässt. Nachdem die Form des Steines wahrgenommen wird, entscheidet sich der Bildhauer für sein Thema. Einige Künstler ziehen Linien auf den Rohstein, um eine grobe Form anzudeuten.

  Die ersten Arbeiten werden mit Hammer und Meißeln erledigt. Danach kommt der „Brickhammer“ zum Einsatz, ein Hammer mit kleinen meißelähnlichen Einsätzen. Feilen und Raspeln vervollständigen die angestrebte Form. Ein langwieriger Prozess ist das Polieren mit zunächst trockenem, dann nassem Schmirgelpapier. Um ein wirklich gutes Resultat zu erzielen wird ein 1200er Schmirgelpapier benutzt.

  Um den typischen Glanz und die leuchtenden Farben zu erzielen, wird die Skulptur in kochendem Wasser oder am offenen Feuer erhitzt. Auf den heißen Stein wird dann Wachs aufgetragen und nach dem Abkühlen wird durch Polieren mit einem Baumwolltuch das Endergebnis sichtbar: eine glatte und leuchtende Skulptur.

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(1969 -2009)

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